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HauptAutorin Brunhilde Bross-Burkhardt: Mein Garten im Winter

Ist der Garten im Winter tot? Was kann ich im Winter im Garten für Vögel, Insekten und andere Tiere tun? Ist Selbstversorgung mit Gemüse auch im Winter möglich? Und wie gestalte ich den Garten, damit er auch im Winter «schön» ist?

Brunhilde Bross-Burkhardt macht mit ihrem Buch «Mein Garten im Winter» deutlich, dass der Garten auch im Winter voller Leben und ästhetischer Reize steckt. Die erfahrene Gartenbuchautorin lädt ein, ihr in den winterlichen Garten und in die umgebende Natur mit ihren so unterschiedlichen Stimmungen zu folgen – zum genießerischen Betrachten und kundigen Beobachten, aber auch zum praktischen Arbeiten und Ernten.

Im Interview mit uns erzählt sie nicht nur, wie die Idee zu diesem Buch entstanden ist und welche Arbeiten in der kalten Jahreszeit im Garten anstehen, sondern verrät uns auch ein Rezept für ihr Lieblingswintergemüse.


Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt

Was lieben Sie besonders am Garten im Winter?
Ich mag die Ästhetik des winterlichen Gartens, wenn Raureif oder Schnee die Blätter bedecken, und auch wenn der Schnee den ganzen Garten mit einer weißen Decke einhüllt. Die bizarren Formen und Strukturen betrachte ich gerne vom warmen Haus aus. Ich begebe mich aber auch gerne nach draußen und schaue mir die winterlichen Szenerien in anderer Leute Gärten, in Parks und in der freien Natur an. Da gibt es viel zu entdecken! Ein besonderes und ganz individuelles Vergnügen in Zeiten, in denen die Bewegungsfreiheit und das Leben etwas eingeschränkt ist. Der Garten ist auch im Winter nicht tot. Da regt sich unter dem Blattwerk, dicht am Boden viel. Die blütenschönen Christrosen und Lenzrosen haben im Winter ihre hohe Zeit!

Die Fächer-Zwergmispel mit ihrem chrakteristischen fischgrätartigen Astwerk. Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt

Wie kam die Idee für dieses Buch zustande?
Über den Garten im Winter zu schreiben gehört zu meinem Standardrepertoire, schließlich versorge ich mein Lesepublikum das ganze Jahr über mit Artikeln über Nutz- und Zierpflanzen genauso wie über die Wildflora und Naturschutzthemen. Für mich bildet alle diese Aspekte eine Einheit. Bisher gab es noch kein Buch über alle Bereiche des winterlichen Gartens, da schließt dieses Buch eine Lücke. Sachinformationen sind aber nicht alles. Mir kommt es immer auch darauf an, für ein tieferes Verständnis für die Natur zu werben. Bilder und Texte sollen den geneigten Lesern die Augen öffnen für die Schönheiten der winterlichen Natur. Formen und Strukturen wollen bewundert werden, Neugierde auf das Wiedererwachen an Spätwintertagen soll geweckt werden. Und ich will mit dem Buch auch dazu animieren, in die Winterkälte hinauszutreten und die frische, belebende Luft einzuatmen.

Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt

Dieser ganzheitliche Blick auf den Garten im Winter macht das Buch zu etwas Besonderem. Anders als in anderen Gartenbüchern zum Gärtnern im Winter ist die Ernte und Selbstversorgung mit Wintergemüse zwar ein Thema, aber der Naturschutz und die Förderung der Artenvielfalt nimmt einen ebenso wichtigen Platz in Ihrem Buch ein. Woher kommt Ihr Bewusstsein dafür? Und was kann ich im Winter im Garten für Vögel, Insekten, Kleinsäuger und andere Lebewesen tun?
Das Streben nach Selbstversorgung mit Obst und Gemüse das ganze Jahr über ist mir im Großeltern- und Elternhaus geradezu eingeimpft worden. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Der reine Nutzgarten nimmt aber nur einen kleinen Teil im Garten ein, und der wird auch immer kleiner oder wird ganz aufgelöst. Ich sehe Privatgärten eingebunden in die umgebende Wohnbebauung und Landschaft. Wer es ernst meint mit dem Naturschutz sollte anstreben, den eigenen Garten zu einer Stätte der Biodiversität umzuwandeln und möglichst viele Biotope zu schaffen. Eine große Vielfalt an Zier- und Nutzpflanzen und wilde Ecken bieten vielen Tieren Futter und Lebensraum. Und das eben auch und vor allem im Winter. Vögel finden Samenkörner an Fruchtständen von Stauden und Gehölzen, Kleinsäuger und Amphibien überwintern unter Ast- und Laubhaufen. Mit etwas Glück bekommt man dann auch einmal ein Hermelin zu Gesicht, so wie ich im vergangenen Winter. Und im nächsten Sommer werden dank der ungestörten Winterquartiere wieder Igel und Eidechsen meinen Garten bevölkern.

Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt

Welche Arbeiten stehen im Winter an?
Der Winter ist die Zeit des Gehölzschnitts. Jetzt werden die laubabwerfenden Gehölze einschließlich der Obstbäume beschnitten. Es gibt jedoch Ausnahmen: Frühjahrsblühende Gehölze wie die Forsythie werden erst nach der Blüte ausgelichtet oder zurückgeschnitten. Immergrüne schneidet man dagegen erst im Frühjahr oder Sommer. Erfahrungsgemäß sollte man mit dem Gehölzschnitt nicht zu lange warten, denn die Tage bis Ende Februar, wenn der Gehölzschnitt aus Tierschutzgründen abgeschlossen sein muss, vergehen schnell.

Weshalb lohnt es sich, bei der Gestaltung eines Gartens auch an den Winter zu denken?
Was den Garten angeht dauert der Winter ja viel länger als die kalendermäßigen drei Monate. Je nach Klimalage präsentiert sich der Garten nach dem herbstlichen Blattfall vier oder fünf Monate lang winterlich. Während dieser langen Zeit ist der Garten auch ständig präsent und wird betrachtet. – Da ist es doch eine schöne Aufgabe, ihn auch im Hinblick auf diese lange Zeit von Oktober bis März schön zu gestalten und dann eben weniger an Blütenreichtum, stattdessen mehr an immergrüne Blattschönheiten zu denken und diese gestalterisch in die Gesamtkomposition einzubinden. So ist es doch eine Freude für alle Betrachter, auch für die Passanten.

Die Stechpalme ist für winterliche Getaltungen nahezu unverzichtbar. Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt

Was muss ich beachten, wenn ich auch im Winter einen «schönen» Garten haben will?
Den Garten nicht zu kleinteilig gestalten und auch nicht alles abschneiden, wenigstens nicht sofort mit dem Kälteeinbruch oder schon lange vorher, wie es häufig praktiziert wird. Gerade im Frühwinter machen sich dürre Staudenstängel und Früchte tragende Zweige gut. Und sie bieten Futter für Vögel!

Zu einem «schönen» Garten im Winter gehören unbedingt Immergrüne Bäume und Sträucher, allen voran die Stechpalme. Auch die oft geschmähten Nadelgehölze bereichern den Garten im Winter mit ihrer schönen Gestalt. Aber da gilt die Kunst der Beschränkung! Nicht durcheinander pflanzen, und schon gar keine Zwergkoniferen, sondern einzelne Solitäre, die sich im Gartenraum voll entfalten dürfen. Unter den Gehölzen und auf Freiflächen machen sich Flächendecker, die im Winter belaubt sind, gut. Mein Favorit ist das Kleine Immergrün für beschattete Standorte. Bei mir bedeckt es eine große Fläche unter Haselnusssträuchern. Es setzt sogar sehr bald und sehr spät im Jahr herrlich blaue Blüten an.

Für den winterlichen Garten ist eine architektonische Grundstruktur wichtig. Mit einer linienhaften Formschnitthecke lässt sich das leicht verwirklichen, entweder zur Abgrenzung oder im inneren Gartenraum zur Untergliederung. Zum derzeit problematischen Buchsbaum bieten sich Hainbuche oder Liguster als Alternativen an. Reif und Schnee zaubern aus dem Ast- und Blattwerk der Gehölze kleine Meisterwerke, wie Zuckerbäckerei.

Auch im Winter kann geerntet werden. Hier auf dem Bild: Palm- oder Schwarzkohl. Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt

Welches ist Ihr Lieblingswintergemüse?
Das ist eindeutig der Feldsalat. Der steht vom Frühherbst bis zum Frühjahr frisch aus dem Garten zur Verfügung. Den liebe ich wegen seines milden, nussigen Geschmacks sehr, vor allem die Sorte ‚Dunkelgrüner vollherziger‘ mit rundlichen Blättern und kleinen Blattrosetten. Die sind viel mundgerechter als die großblättrigen Sorten, die man im Supermarkt kauft. Die Feldsalatrosetten richte ich für sich – ohne andere Blattsalate – an. Die Vinaigrette aus Olivenöl, Aceto Balsamico, Zitronensaft, Dijon-Senf, Salz und weißem Pfeffer reichere ich nach Gusto mit gehackten Haselnüssen und Apfelstückchen an. Da gibt es viele Varianten der Zubereitung.


Brunhilde Bross-Burkhardt mit der Hagebuttenrose ‚Bourgogne‘. Foto: Birgit Trinkle

Brunhilde Bross-Burkhardt, Dr. rer. Agr., ist Fachjournalistin, Zeitschriftenredakteurin, Lektorin und Autorin von über 30 Sachbüchern. Neben ihrer Tätigkeit als Dozentin in der Erwachsenenbildung vermittelt sie als Exkursions- und Kursleiterin ihr botanisches Wissen einem breiten Publikum. Im Haupt Verlag sind von ihr neben «Mein Garten im Winter» die Bücher «Viel Garten – wenig Zeit», «Das Boden-Buch» und «Lob des Unkrauts» erschienen.

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