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Flora des Kantons Zürich: Auf den Spuren der Biodiversität

Nach fast zehnjähriger Entstehungszeit liegt das umfassende Werk «Flora des Kantons Zürich» endlich vor: Die einzigartige Spurensuche zeigt auf, was im Kanton Zürich alles «blüht». Das schwergewichtige, über tausendseitige Buch stellt die einstige und aktuelle Vielfalt der Farn- und Blütenpflanzen im Kanton Zürich mit Texten, Bildern und Verbreitungskarten zu 1757 Pflanzenarten vor. Rund 250 ehrenamtliche Botanik-Begeisterte haben im Rahmen eines Bürgerwissenschaft-Projekts der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft sowohl Feld- als auch Herbar- und Literaturdaten akribisch zusammengetragen und neue Pflanzenfotos erstellt.

Welche Pflanzen, die um 1900 Jahren im Kanton Zürich blühten, gibt es heute noch? Ehrenamtlich tätige Botanikerinnen auf Spurensuche während der sechsjährigen Feldarbeit von 2012 bis 2017. Foto: Benjamas Ramsauer.

Von 2011 bis 2019 arbeiteten 250 Laien und Fachleute ehrenamtlich an der systematischen Erhebung der wildwachsenden Pflanzenarten im Kanton. Die Resultate dieses «Jahrhundertwerks» sind als Buch und Webseite verfügbar. Im Kanton wurden 1757 wildwachsende Arten nachgewiesen; das sind 50% aller in der Schweiz vorkommenden Arten. Diese werden in detaillierten Steckbriefen vorgestellt. Systematische und anekdotische Texte mit je zwei Fotos ergänzen die Übersicht. Eine Besonderheit sind die Verbreitungskarten, die sowohl aktuelle Fundorte seit 2012 als auch historische Fundbelege aus der Zeit vor 1931 festhalten und so auf einen Blick die Entwicklungsdynamik sichtbar machen.

Herbarisierte Exemplare der Fliegen-Ragwurz (Ophris insectifera; links) mit der Fundortliste (Mitte) und den originalen Herbaretiketten (rechts). Um 1900 war diese Orchideenart in vielen lichten Föhrenwäldern und auf Magerwiesen anzutreffen. Heute ist sie selten. Foto: Vereinigte Herbarien der Universität und ETH Zürich

 

Von Wandel, Aussterben und Invasion

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind ein Viertel aller Arten im Kanton deutlich seltener geworden und 108 Arten (6%) ausgestorben oder verschollen. Fast die Hälfte davon sind Ackerbegleitarten, die im Zuge der intensivierten Landwirtschaft ihren Lebensraum verloren haben. Seit 1930 sind 131 Arten (7%) neu im Kanton nachgewiesen. Dreiviertel davon sind gebietsfremde Pflanzen, 13 davon befinden sich auf der nationalen Schwarzen Liste oder Watch List der invasiven Neophyten.

Gebiete mit vielen verschiedenen und einzigartigen Lebensräumen sind besonders artenreich. Die nährstoffarmen Trockenwiesen, die unter Schutz stehenden Kiesgruben und die lichten Wälder im nördlichen Kantonsteil um Glattfelden gehören beispielsweise dazu. Auch in grösseren zusammenhängenden Moorgebieten wie beim Katzensee und Pfäffikersee ist die Biodiversität besonders hoch.

Ergänzt wird das Buch durch eine ausführliche Darstellung der Naturgeschichte des Kantons und 15 botanische Exkursionen.


Die Zürcherische Botanische Gesellschaft (ZBG) wurde am 24. November 1890 gegründet. Der Verein mit aktuell 300 Mitgliedern möchte mit seinen Aktivitäten die Beschäftigung mit der Pflanzenwelt erwirken und Erkenntnisse aus der botanischen Forschung vermitteln.

 Buchcover