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Imkern als Hobby

Etwa alle drei Monate wird Vinzenz Meyer, Hobby-Imker, hier Interessantes und Wissenswertes über die Biene und die Imkerei schreiben.

Der 22,5 Hektar große Bauernhof auf dem Hinterwellsberg, welcher nach den Richtlinien des ÖLN (ökologischer Leistungsausweis) bewirtschaftet wird.

Die drei Hauptbetriebszweige des Wellsberg sind:

  • Mutterkuhhaltung
  • Muttersauenhaltung
  • Agrotourismus (Partyraum, Ferien und Betreuung, Projektwochen für Schulklassen).

Daneben gibt es auf unserem Bauernhof (heute vom Sohn, Vinzenz Meyer, bewirtschaftet):

Die Honigbienen

22 Bienenvölker an zwei verschiedenen Standorten aufgestellt, darf ich mein Eigen nennen. Meine Gedanken und der Wunsch, Bienen zu betreuen, kamen erst ab meinem 30. Altersjahr. Ein Erlebnis besonderer Art weckte mein Interesse so nachhaltig, dass mit einem Wimpernschlag klar war: ich will Bienen (mehr davon in der Juli-Ausgabe). In meiner Kindheit und Jugend hatte ich keinen Bezug zu diesen arbeitsfreudigen Tierchen. Heute gehören sie zu meinem Alltag. Ich habe ein Hobby gefunden, das mich voll und ganz in seinen Bann zieht.

© By Apis_mellifera_mellifera_Euroopa_meemesilane_pampli_õiel_estonia.JPG: Tauno Erik derivative work: B kimmel (CC BY-SA 3.0)

Honigbienen sind unglaublich anpassungsfähig. Ob im eigenen Bienenhaus, in den Magazinbeuten draußen in der Natur oder im ausgehöhlten Baumstamm (Klotzbeute); sie passen sich der angebotenen Wohnung an.

Imkern: Faszination für jedes Alter

Bei meiner Tätigkeit als Imker und als Betriebs- und Zucht-Berater einer Imkersektion im Luzerner Hinterland konnte ich während der letzten 25 Jahre viele Neuimker (Grundkursschüler) bei diesem faszinierenden Hobby begleiten und ihnen das nötige Rüstzeug mit auf den Weg geben. Das Alter der Grundkursschüler erstreckt sich von 13 bis 65 Jahren. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass immer mehr Frauen Interesse am Imkern bekunden. In den Grundkursen beträgt der Anteil an Frauen heute etwa 40%.

Ein Blick zurück: Bienenhaltung vor 150 Jahren

Stroh- und Klotzbeuten mit ihrem «Naturbau» hatten einen sogenannt unbeweglichen oder starren Wabenbau. Dieser starre, unbewegliche Naturbau wurde abgelöst durch das Aufkommen der Wabenrahmen (Holzrahmen), welche eine moderne Imkerei einläutete. Bienenhäuser wurden der Stolz der Imker. Der Schweizer Bienenkasten hatte ab 1900 seinen festen Platz im Inneren des Bienenhauses. Ebenso die dunkle europäische Biene (Apis mellifera mellifera). Sie ist eine natürlich entstandene Unterart der westlichen Honigbiene (Apis mellifera).

© By Emmanuel Boutet (Own work) CC-BY-SA 3.0

Sie ist die einzige ursprünglich einheimische Honigbiene auf der Alpennordseite. Zurzeit ist ein Verdrängungskampf im Gange. Es halten andere neue Rassen Einzug: die Rassen Carnica und Buckfast. In der Südschweiz ist es die lederfarbene, helle Ligustica. Auch bei Kastensystemen kann eine Änderung festgestellt werden, vom Schweizer Bienenkasten hin zur Magazinimkerei.

Die Monate Dezember, Januar und Februar: Ruhephase des Bienenvolkes

 

Während der kalten Winterzeit ist die Natur zur Ruhe gekommen, der Imker hofft, dass alle 5-7 Wochen ein paar wärmende Tage den Bienen ein bis zwei Flugtage bescheren, um ihre Kotblase entleeren zu können. Dicht  gedrängt sitzen die Bienen in den Wabengassen. Kälte im Bienenstock wird dank einer Bienentraube, als Kolonie von ca. 5‘000-10‘000 Bienen, überdauert. Dank dieser Grundstärke kann das Bienenvolk im Frühling sehr schnell auf bis zu 40‘000 Individuen heranwachsen und sich entwickeln, um eine sehr gute Bestäubung unserer Pflanzen zu gewährleisten. Genügend Winterfutter muss in unmittelbarer Nähe der Wintertraube eingelagert sein. In den Monaten Dezember, Januar und Februar braucht ein Bienenvolk pro Monat nur ein Kilo Winterfutter.

Der Frühling naht

Dieses Jahr war der Februar so richtig kalt und eisig. Schaut man aber mit offenen Augen in die Natur, zu den Hecken, in die Gärten, sieht man, wie Haselstauden, Weidenkätzchen, Kornelkirsche, Krokusse und Schlüsselblumen bereits hervorgucken. Sie können sich dem Frühling kaum noch erwehren.

In den nächsten warmen Tagen, ab +12° C,  werden sie von den Bienen beflogen. Hasel- und Weidenpollen werden gesammelt. Es ist das Eiweissfutter für die kleinen Larven. Im Bienenvolk wird nun ein immer grösser werdendes Brutnest von der Königin angelegt. Im Brutnestbereich steigt die Temperatur auf 35° C. Das Bienenvolk erwacht. Eine Freude und Augenweide zugleich für den Imker. Jeder Gang zum Bienenhaus beginnt mit dem Beobachten der Flugfront. Hier kann man die Verfassung des Bienenvolkes genau betrachten. Ohne ein Volk öffnen zu müssen, kann Gesundheit, Verfassung und Volksentwicklung erahnt werden. Die Bienen säubern ihren Kastenboden, holen Wasser und Pollen und machen ihren sogenannten Reinigungsflug (Kotblase entleeren). Die Nachbarn in der allernächsten Umgebung sollte man über dieses Phänomen am besten früh genug aufklären. Wäscheleinen oder polierte Autos in der Flugschneise der Bienen im frühen Frühling sind in diesem speziellen Fall unerwünscht und verursachen nur unnötigen Ärger auf beiden Seiten.

Wärme für eine starke Volksentwicklung

Das Bienenvolk soll warm, kompakt und eng sitzen. Je nach Beutensystem (Bienenkasten) lenkt der Imker das Bienenvolk. Beim Schweizer Bienenkasten wird das Abschluss-Fenster nach vorne gesetzt. 4-6 Brutwaben werden der Volksentwicklung vorerst gerecht. In den Magazinbeuten werden «Schiede» gesetzt, ein  Hilfsmittel in der Imkerei. Heutzutage spricht man oft von «mit eingeengtem Brutraum arbeiten». Also mit dem Schied engen wir den vorhandenen Brutraum ein, beziehungsweise wir passen den Brutraum der im Frühling vorhandenen Bienenmasse an. So erleichtern wir den Bienen ihren zur Verfügung stehenden Raum zu beheizen. Wabenmaterial, das nicht benötigt wird, kommt aus dem Kasten oder wird hinter den Schied gesetzt. Auch offene Gitterböden werden zu Gunsten der wohligen Wärme im Bienenvolk geschlossen. Das Brutnest wird vom Imker erst erweitert, wenn die Wabengassen prall mit Bienen gefüllt sind. So kann ein eventueller Kälteeinbruch das Bienenvolk und seine Brut nicht beeinträchtigen. Es ist eine kontinuierliche, zügige Volksentwicklung gewährleistet.

Futter als Lebensquelle

Mitte März steigt der Futterverbrauch im Bienenvolk rasant. 4-6 Kilogramm pro Monat müssen zur Verfügung stehen. Ansonsten verhungert ein Bienenvolk,  beziehungsweise kann sich nicht entwickeln. Vorratswaben sind hier und jetzt das geeignete Bienenfutter. Sind solche nicht vorhanden, kann mit Futterteig die Nahrungslücke geschlossen werden.

Zum Schluss: Einige Tipps aus der Praxis

Vorgenommene Arbeiten sollten mit Datum fortlaufend dokumentiert werden. So z.B. Futtervorrat, Gemüllstreifen-Kontrollen, Anzahl bienenbesetzte Waben, Aufbrausen eines Volkes, bei anhaltend schönem Wetter die Weisel-Kontrolle (Königin), schwache Völker, die aufgelöst oder mit einem Jungvolk vereinigt werden.

In den Bienenvereinen / Sektionen sind die Imkergrundkurse gestartet oder starten demnächst. Wer also Interesse an Weiterbildung in der Imkerei bekundet, sollte sich informieren. Ich empfehle www.bienen.ch, das Portal für die Schweizer Imkerei.

Nun wünsche ich allen Leserinnen und Lesern mit oder ohne Bienen einen herrlichen Frühling und auf Spaziergängen ein offenes Auge für unsere Natur.

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