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HauptAutorin Dunja Supp: Mein Kreativ-Business

Viele Kreative hegen den Wunsch, aus ihrem gestalterischen Schaffen einen Neben- oder Haupterwerb zu machen und ein eigenes Business aufzuziehen. Aber rund um den Weg, wie man damit Einkommen generieren kann, stellen sich viele Fragen. Dunja Supp liefert in ihrem neuen Buch «Mein Kreativ-Business» jede Menge Tipps aus dem echten Leben – und natürlich auch handfeste Infos und Checklisten zu den Themen Organisation, Selbstmanagement oder Weiterbildung.

Oder mit den Worten der Autorin ausgedrückt:

«Hier [im Buch] erzähle ich von meinem Erfolgen und Learnings. Ich gebe dir den theoretischen Unterbau und den rechtlichen Rahmen für dein Business. Du musst meine Fehler ja nicht wiederholen.»

Im Interview erzählt sie uns davon, wie sie zur Selbstständigkeit kam und was sie aus den Stolpersteinen auf ihrem Weg gelernt hat.

Wie sind Sie zum Handwerk gekommen?

Mit meiner Oma habe ich schon immer im Sommer gegärtnert und im Winter Handarbeiten gemacht. Für mich war das ganz natürlich, viele Dinge im Haushalt selbst zu machen. Ich habe einen großen Teil meiner Kindheit bei meinen Großeltern verbracht. Das war die Kriegsgeneration, die nichts weggeworfen hat und jeden letzten Fitzel Lebensmittel oder Stoff noch wiederverwertet hat. Das Wort Nachhaltigkeit war in den 70ern nicht populär, aber genau das wurde gelebt. Ich habe das einfach schon immer so gemacht.

Meine Eltern und Großeltern waren und sind Bäcker- und Konditormeister. Sie betrieben eigene Geschäfte und legten großen Wert auf gute Produkte und waren sich bewusst, in welch hohem Maß Ihre Arbeit wichtig ist. Das ist meine DNA.

Foto: Kitty Fried

Was gab Ihnen den Impuls, sich selbstständig zu machen? Was war Ihr «Warum»?

Ich habe eine Bankausbildung und ein BWL-Studium absolviert.  In der Bank bin ich die Karriereleiter nach oben gestolpert. Aber es kam ein Moment, wo ich die Vorgaben der Bank nicht mehr gut mittragen konnte und diese Art, Geschäfte zu machen, in Frage gestellt habe. Es war das unbestimmte Gefühl, dass das nicht richtig sein kann.

Die Familienphase war eine Zäsur und die Entscheidung stand an, in die Bank zurückzukehren. In Absprache mit meiner Familie entschied ich mich dagegen. Ich machte einen Mini-Job im Bio-Laden und bei einem Möbelhaus. Parallel dazu hatte ich mit den Kindern wieder angefangen, Kleidung und Vieles in unserem Zuhause selbst zu nähen. FreundInnen und Bekannte fragten, ob ich das nicht auch für sie machen könnte… oder ob ich erklären könnte, wie man das macht. Ich meldete ein Gewerbe an und startete einfach. Ein Schritt ergab den Nächsten. Der Marktplatz Dawanda war eine riesige Inspiration, ich fand die handgemachten Dinge um so viel schöner als industriell gefertigte Massenprodukte.

Handgemachtes wird oft über Generationen vererbt und hat einen ganz eigenen Zauber. Das Problem unserer Zeit sind die billigen Kleidungsstücke und andere Artikel, die so unglaublich schnell in den Müll wandern. Mit der inneren Haltung meiner Großeltern wäre diese Art des Wirtschaftens nicht vereinbar, sie wären entsetzt. Das Wissen, wie man diese Dinge herstellt, führt zu einer ganz anderen Wertschätzung. Dieses Wissen und diese innere Haltung will ich weitergeben.

Foto: Kitty Fried

Gab es auch Stolpersteine? Wenn ja, was haben Sie daraus gelernt?

Meine erste Steuerberaterin war eine Katastrophe. Ich hatte die ganze Zeit ein mieses Gefühl und dachte, da kann etwas nicht stimmen. Die dicke Rechnung kam am Schluss. Ich habe daraus gelernt, auf mein Bauchgefühl zu hören.

Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf Ihr Unternehmen? Welche Chancen haben sich aufgetan?

Vor Corona haben wir 60-70% unseres Umsatzes mit Kursen gemacht. Das fiel von einem Tag auf den anderen weg. Da wir aber bereits einen Online-Shop hatten, konnten wir uns direkt neu aufstellen. Es war gut, dass wir uns nicht nur auf ein Standbein verlassen haben. Und es war so, so wertvoll, dass ich von Anfang an auf sozialen Medien aktiv war.

Wir haben in dieser Zeit unser Onlinegeschäft ausbauen können, das trägt uns auch jetzt.

Es war viel, viel Arbeit. Mein Mann und ich haben zwei Unternehmen und drei junge Erwachsene durch diese Zeit begleitet. Es war und ist eine der arbeitsreichsten Zeiten meines Lebens und als ich mich dann noch dazu entschieden habe, genau in dieser Zeit ein Buch zu schreiben, war das eben einfach noch mehr Arbeit. Ich habe mir ein Coaching gebucht und meine Tagesablauf neu gestaltet. Meine Familie und die Mitarbeiterinnen neu organisiert und mit mir selbst einen Vertrag geschlossen, das jetzt durchzuziehen.

Heute bin ich so, so froh, dass ich das geschafft habe. Und es hat mich stärker gemacht.

Inwiefern unterscheidet sich eine Unternehmensgründung im Kreativ-Bereich von anderen Unternehmensgründungen?

Es herrscht in vielen Köpfen die Idee, dass man „damit“ kein Geld verdienen kann. Und ich möchte Mut machen, dass es geht, denn wir leben in einem Zeitalter, in dem digitale Medien Möglichkeiten eröffnen, wie es sie noch nie gab. Das ist so faszinierend und so ermutigend. Wir können Arbeit und unsere Lebensentwürfe mit den sozialen Medien ganz neu denken.

Ich erlebe manchmal, wie viele Menschen denken, dass meine Arbeit reine Spielerei ist. Und dass sich mein Geschäft nicht finanziell trägt. Nett anzuschauen, aber weder wichtig, noch sinnvoll. Diese Arbeit wird leider manchmal nicht ernstgenommen. Zu zeigen, dass man mit guten Marketingstrategien und guten, wirtschaftlichen Kenntnissen erfolgreich ein Kreativ-Business führen kann, das war der Grund, ein Buch zu schreiben, um anderen Mut zu machen, Ihren Weg zu gehen, und sich nicht von diesen Vorurteilen beirren zu lassen.

Foto: Kitty Fried

Was gefällt Ihnen am Selbstständig-Sein am besten?

Ich habe ein Bild in meinem Kopf, eine Idee, wohin ich dieses Unternehmen entwickeln möchte. Und das kann ich einfach tun, oder mich anders entscheiden. Es liegt in meiner Hand. Das heißt auch, dass ich die volle Verantwortung trage, und jede Entscheidung gut überlegt werden muss. Aber auf Basis meiner Unternehmenszahlen kann ich Entscheidungen treffen.

Ich entscheide, welche Fortbildungen ich machen möchte. Ich entscheide, ob, wann und wie ich eigene Produkte erstelle und vermarkte. Ich entscheide, mit welchen Kooperationspartnern ich zusammenarbeite, welche Lieferanten ich für meine Produkte möchte, welche Ausrichtung mein Geschäft nimmt und wen ich in meinem Team haben möchte. Für jede dieser Entscheidungen stehe ich gerade. Aber ich muss nicht Entscheidungen mittragen, hinter denen ich nicht stehe.

Diese Freiheit, selbst zu entscheiden, ist ein ganz besonders wertvolles Gut.

Sie zitieren Kitty Fried, die Fotografin des Buchs, mit folgendem Satz: «Dein Branding ist das, was die Leute über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist.» Was denken Sie, was sagen die Leute über Sie?

Ich glaube, da ist eine Bandbreite von Menschen, die schon lange meine Arbeit kennen, die wissen, was alles dahintersteckt. Mich haben so viele Nachrichten erreicht, dass unsere Arbeit, die Instagram-Live-Abende, die Inspirationen auf dem Blog in Pandemie-Zeiten wirklich kleine Lichtblicke waren. Ich glaube, dass viele Menschen die Arbeit die wir tun, sehen und wertschätzen, und spüren, wieviel Herzblut darin steckt.

Und manche denken sicher immer noch, dass das nur Spielerei ist. Aber ich bin nicht verantwortlich für das, was andere Menschen denken.

 

Foto: Kitty Fried

Wenn Sie jemandem, der selbst ein Unternehmen im Kreativ-Bereich gründen will, einen Rat geben könnten, welcher wäre es?

Ich glaube, dass mein Buch ein guter Anfang ist. Wenn du die Idee hast, aus deiner Kreativität einen Erwerb zu machen, dann nimm dir Zeit, einmal genau zu überlegen, wie dieses Business aussehen könnte. Stell dir vor, was alles entstehen könnte. Und dann nimm dir einen Stift und ein Blatt Papier und überlege, wie du starten könntest.

Der wichtigste Rat ist: „Fang an. Fang einfach an.“ Und wenn es nur ganz klein ist und vielleicht auch erst einmal im Nebenerwerb. Es ist ein Anfang und eine Möglichkeit, zu lernen und genauer herauszufinden, wie dein Weg aussehen kann.


Foto: Kitty Fried

Ein feines Stoffgeschäft, drei Kinder und jede Menge Ideen, das ist Dunja Supp. Seit 2012 selbständig im Kreativbereich, erst auf Dawanda, dann mit einem eigenen Ladengeschäft und Online-Shop. Gestartet am Küchentisch mit einer Klappernähmaschine, hat das „Nähzimmer“ heute fünf Mitarbeiterinnen. Dunja steht für authentisches Unternehmertum und führt ihr Business mit viel Liebe zum Detail. Das Wissen aus der jahrelangen Tätigkeit als Bankkauffrau und Betriebswirtin (VWA) ist die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg des „Nähzimmers mit Herz“. https://naehzimmermitherz.de/

 Buchcover