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Eine Hauptsache auf dem Weg ins Verlagsarchiv

 

Ein vertrauter Anblick geht verloren. In diesen Tagen wandert die «Vielmännerkartei» des Haupt Verlags ins Archiv. Jahrzehntelang eifrig genutzt, dann kaum noch, nun seit einigen Jahren gar nicht mehr und heute vollständig ersetzt durch die Datenbank, verlässt uns ein einst wichtiges Instrument der Verlagsarbeit.

Die «Vielmännerkartei» (korrekt natürlich «Vielfrauen- und männerkartei») versammelte über lange Zeit auf sauber geführten Karten die Publikations- und Kontaktdaten all jener Autorinnen und Autoren, die bei Haupt an Büchern mitwirkten. Wie umfangreich die Zahl dieser Menschen ist, veranschaulichen folgende Zahlen: Seit 1906 erschienen mehr als 6000 Bücher im Haupt Verlag, an denen manchmal bis zu 30 oder 40 Autoren mitwirkten. Viele tausend Karteikarten sammelten sich so an. Gerade im wissenschaftlichen Bereich ist so eine hohe Anzahl an Schreibenden und Mitwirkenden keine Seltenheit. Alle diese Menschen mussten sauber erfasst werden, denn es bestanden Honoraransprüche oder das Recht, Hauptbücher zum Autorenrabatt erwerben zu können.

Karteikarten? Im 21. Jahrhundert? Selbstverständlich werden auch bei Haupt seit Mitte der 1990er-Jahre alle Autoren/innen n in eine Verlagsdatenbank aufgenommen und können heute in Sekunden recherchiert werden. Doch noch bis vor einigen Jahren erhielten wir Anrufe von Personen, die vor Jahrzehnten bei Haupt publiziert hatten und nun ein Buch aus dem Verlagsprogramm mit Autorenrabatt bestellen wollten. Da half nur die «Vielmännerkartei». Manch interessante Lebensgeschichte wurde da am Telefon erzählt, während der oder die Mitarbeitende nach der richtigen Karte suchte.

Diese Zeiten sind vorbei, der Karton als Mittel der Adressdokumentation hat bei Haupt ausgedient. Doch vernichten würden wir dieses besondere Zeugnis von mehr als hundert Jahren Verlags- und Autorentätigkeit nie. Die «Vielmännerkartei» bekommt vielmehr als Hauptsache einen würdigen Platz im hauseigenen Archiv.